Heinrich-von-Gagern-Gymnasium Frankfurt am Main

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Die zwei Gesichter der Stadt Weimar

Text:
Zita Denfeld, Q3
Fotos:
Zita Denfeld, Q3
Letzte Änderung:
26.02.2019
Verantwortliche/r:
Silke Obermöller

Die zwei Gesichter der Stadt Weimar

Ein Bericht von Zita Denfeld, Q3
 
Wie es mittlerweile Gagern-Tradition ist, kam es am 14. und 15. August 2018 zur Studienfahrt der Q3 nach Weimar und Buchenwald. Mit unseren Geschichtslehrer/innen Obermöller, Hofmann, Kerfin, Raab und Starck besuchten wir an einem der zwei Tage die Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald, wo wir uns am historischen Ort mit den vielen Facetten von Verfolgung, Terror und systematischer Vernichtung von Andersdenkenden und rassisch Verfolgten während der nationalsozialistischen Diktatur auseinandersetzten. Doch davon handelt ein anderer Bericht.

An dem anderen Tag erkundeten wir die Stadt Weimar, wo die nationalsozialistische Zeit ebenfalls eine Rolle spielte. Wir lernten Weimar an diesem Tag aber auch als Stadt der ersten deutschen Demokratie kennen. Und vor allem als Zentrum der deutschen Klassik; mit dem Leben des wohl bekanntesten deutschen Dichters, der in Weimar eine beträchtliche Zeit seines Lebens verbrachte und dort auch starb. Die Rede ist natürlich von Johann Wolfgang von Goethe.

Goethes Wohnhaus, das ‚Goethehaus‘, war für mich eines der Highlights in Weimar, und ich konnte auch im Interesse meines Leistungskurses Deutsch viele neue Dinge lernen. Die Dichter-Gedenkstätte ließ sich mit dem Audioguide angenehm besichtigen. Man hatte sein eigenes Tempo und konnte spezifische Themen mehr oder weniger fokussieren - je nach persönlichem Interesse. Die anschließende Führung durch das ‚Goethe-Nationalmuseum‘ hat mir besonders gut gefallen. Unsere Begleiterin dort schaffte es, uns Goethes Geschichte verständlich und spannend zu vermitteln. Hier folgt ein kleiner Bericht von Fakten aus Audioguide und Führung, die mich am meisten faszinierten:

Im Jahr 1775, mit 27 Jahren, zog Goethe von Frankfurt am Main nach Weimar. Für den Umzug entschied er sich hauptsächlich aus politischem Machtinteresse. Die Heimatstadt Frankfurt wäre für seine literarische Karriere die plausiblere Wahl gewesen, denn sie war schon damals Stadt der Dichter und Literaten. Weimar dagegen galt als "Kaff" mit nur 7.000 Einwohnern, unter denen sich nicht einmal ein Verleger befand. Ihn aber lockte das Bedürfnis nach praktisch-wirksamen Tätigkeiten, welches er durch seine Ämter in der Leitung des Staates Sachsen-Weimar-Eisenach ausleben konnte. Herzog Carl August beschäftigte und bezahlte Goethe in Weimar nicht nur als Innen- und Außenminister, er betraute ihn auch mit zahlreichen anderen staatsdienstlichen Aufgaben. Goethe sah seine Herausforderung in der Modernisierung der Stadt, die er in möglichst vielen Bereichen vorantreiben wollte. Beispielsweise war es als Leiter der Wasserbaukommission sein Ziel, Weimar zu einer richtigen Kanalisation zu verhelfen.

In seinen Gedichten reimt Goethe oft die Wörter "Gestalt" und "Gewalt" aufeinander. Damit versuchte er positive und negative Politik zu beschreiben. Er glaubte nicht an eine erfolgreiche Revolution von "unten nach oben" sondern an eine, die von "oben nach unten" ausgeführt wird. Aus diesem Grund war Frankreich Grenze seiner Reisen: Die Französische Revolution sollte Goethe zufolge kein Vorbild werden. Er fühlte sich einer noblen Schicht zugehörig, die er dazu prädestiniert sah (durch Gott, durch das Schicksal oder durch eine andere größere Macht), mit Hilfe von Intellektuellen wie ihm selbst zu regieren.

Mit dem Herzog Carl August hatte Goethe ein beinahe freundschaftliches Verhältnis. Der Herzog schenkte Goethe 1892 auch das Wohnhaus, das sich in hervorragendem Zustand befindet. Goethe begann umgehend, das barocke Gebäude nach seinen eigenen Wünschen umzubauen. Seine Überlegungen zur Raumgestaltung faszinierten mich besonders. Auf Farben legte Goethe viel wert. So achtete er auf kontrastreiche Farbkombinationen zwischen Wand und Einrichtung sowie zwischen den Zimmern und Fluren. Für den Raum, in dem er sich am meisten aufhielt, für sein Arbeitszimmer, wählte er die Tapetenfarbe Grün, da diese Farbe ihm reale Befriedigung verschaffte. Die Möbel waren sehr schlicht und zweckmäßig, da "eine Umgebung von bequemen, geschmackvollen Möbeln (sein) Denken aufhebe und (ihn) in einen passiven Zustand versetze".

Die sonstige Einrichtung war stark durch seine berühmte Italienreise beeinflusst: Raffaels Fresken aus Rom, antike und klassizistische Skulpturen, antike oder zeitgenössische Reliefs.

In den Gesellschaftsräumen gab er offizielle Empfänge und private Teegesellschaften. Deshalb waren diese auch besonders eindrucksvoll geschmückt. Auch ließ er sich gern von berühmten Komponisten, wie Felix Mendelssohn, auf dem Flügel verspielen. Diesen Lebensstil inmitten von größeren oder kleineren Gesellschaften mit Tee, Musik und interessanten Konversationen genoss er sehr.

Schon wenige Wochen nach seinem Tod am 22. März 1832 wurden seine privaten Räume für die ersten Besichtigungen geöffnet.


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