Heinrich-von-Gagern-Gymnasium Frankfurt am Main

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Der Frankfurter Hauptbahnhof - ein Tor zur Welt und eine Welt für sich

Text:
Alle Schüler der 6d
Fotos:
Frau Battenberg
Letzte Änderung:
01.05.2018
Verantwortliche/r:
Susanne Battenberg

Der Frankfurter Hauptbahnhof - ein Tor zur Welt und eine Welt für sich

Die Schüler der Klasse 6d des Heinrich-von-Gagern-Gymnasiums betrachten den zweithäufigst frequentierten Bahnhof Deutschlands aus verschiedenen Perspektiven.

Ungekürzte Fassung der Klassenreportage
Es ist ein milder Dienstagvormittag, als wir die überraschend saubere Bahnhofshalle des Frankfurter Hauptbahnhofes betreten. Eine Geruchsmischung aus frischen Backwaren, Schmierölen und Fetten liegt in der Luft. In manchen Ecken, an den Schließfächern zum Beispiel, riecht es allerdings nicht sonderlich gut.
Es ist laut, die Pfiffe der Schaffner gellen über die Gleise, kleine Kinder schreien nach ihren Eltern. Man hört unterschiedliche Sprachen. Viele Leute laufen geschäftig umher, manche rennen, um ihren Zug nicht zu verpassen. Ein Mann rennt einen kleinen Jungen fast um und dreht sich nicht einmal um, um zu gucken, wie es dem Kind geht. Alles wirkt wie ein riesiger Ameisenhaufen.
Doch man sieht auch Menschen, die gemütlich in Cafés sitzen und lesen und die Kleidung verrät: Manche scheinen auf dem Weg in den Urlaub zu sein, andere sind geschäftlich hier. Manche Reisende schauen in die vielen Geschäfte, in denen man sich die Zeit vertreiben kann.

Über 100 Geschäfte

Etwa 100 gibt es davon am Bahnhof. Darunter findet man bekannte Ketten, aber auch außergewöhnliche Geschäfte. Man kann sich vor allem mit Essen versorgen, aber es gibt auch Buch- und Zeitschriftenläden, Souvenirgeschäfte, eine Markthalle und Cafés. Bei McDonald´s oder SPAR an den Kassen sind lange Schlangen. Aber auch bei Dunkin Donut ist viel los: „Boston Creme ist die meistverkaufte Sorte“, verrät uns die schwarzhaarige Verkäuferin. Johannes Michael von „Cuccis“ freut sich, dass trotz der Konkurrenz viele an seinen kleinen Laden kommen: „Wir haben nämlich Essen, was es in anderen Läden nicht gibt.“ Die Verkäufer sehen zufrieden aus. Bei Blume 2000 kaufen Leute Blumensträuße und suchen nach Grußkarten. Auch der Buch- und Zeitschriftenladen „Schmitt & Hahn“, von dem es gleich mehrere am Bahnhof gibt, ist gut besucht: „Obwohl die Leute oft sehr in Eile sind, wird viel gekauft“, sagt uns ein Mitarbeiter. Viele Kunden sehen aber entspannt aus: Sie vertreiben sich hier die Zeit und stöbern in Büchern. „Allerdings wird hier auch viel geklaut“, gibt der Mitarbeiter zu, schiebt aber sofort hinterher: „Zum Glück erwischen wir die meisten aber schnell.“

"Eine Messerstecherei im McDonald´s vor ein paar Jahren war das Schlimmste"

Straftaten gibt es viele am Bahnhof, aber man sieht auch Sicherheitspersonal und Polizei, so dass man sich sicher fühlt. „Wir haben viel zu tun hier“, erklärt uns ein Polizist an der Polizeistation im Bahnhof, die sich ganz versteckt am letzten Gleis auf der Nordseite befindet. „Heute haben wir schon einen Drogendealer festgenommen, ein paar Anzeigen aufgenommen und ein einige Diebstähle gehabt“, sagt der Polizist, der zum Schutz seiner Familie anonym bleiben will, „aber wir kümmern uns auch um Drogensüchtige, Leute, die schwarzfahren oder Betrunkene. Eine Messerstecherei im McDonald´s vor ein paar Jahren war das Schlimmste gewesen, was hier passiert ist.“ Auch der Mitarbeiter aus dem Buchladen erzählt uns davon.
Bei der etwas heruntergekommenen Fundstelle erfahren wir, dass die über 1000 Fundsachen, die hier im Jahr abgegeben werden, vier Wochen lang aufbewahrt werden, bevor sie nach Wuppertal kommen, um dort versteigert zu werden. „Alles unter 15 Euro wird davor aber vernichtet“, sagt Herr Grass und ergänzt: „Das teuerste Stück war mal eine Goldkette“.
Im Bäcker Eifler treffen wir auf die Zugbegleiter Hassan und Beni bei ihrem ersten Arbeitstag am Hauptbahnhof. „Uns gefällt der Bahnhof, weil er so sauber ist“, sagen die beiden.
Und tatsächlich ist es in dem 1888 erbauten riesigen Gebäude, das in der Nähe des Bankenviertels liegt, sehr sauber. Nur in manchen Ecken liegt – obwohl die Eimer alle zwei bis drei Stunden gelehrt werden – Müll herum oder es stinkt – wie an den Schließfächern. 20 Tonnen Müll fallen jährlich an.

Rote Mützen

Es gibt aber nicht nur Zugbegleiter, Polizisten oder Verkäufer am Bahnhof – man kann auch andere Berufsgruppen entdecken: Immer wieder sieht man das Servicepersonal, erkennbar an den roten Mützen, in kleinen Gruppen durch den Bahnhof laufen. Eine Gruppe Angetrunkener, die kaum kommunizieren können, fragen sie nach dem Weg. Diese Servicemitarbeiter helfen aber auch beim Fahrkartenkaufen oder Leuten mit Kinderwagen beim Ein- und Aussteigen aus den Zügen. „Ich kenne alle Fahrpläne“, erzählt uns Herr Dersüneli stolz, während er immer wieder auf die Uhr schaut und danach gleich weiterläuft. Denn im Schnitt besuchen täglich 470.000 Reisende den Frankfurter Hauptbahnhof, der Partnerbahnhöfe in Paris und Tokio hat, viele davon brauchen die Hilfe der Servicemitarbeiter. Aber man findet auch große Lagepläne zur Orientierung in der Eingangshalle und an einer zentralen DB-Information kann man auch Fragen stellen. Für die Blinden gibt es weiße Orientierungsstreifen mit Noppen auf dem Boden, die wir nicht betreten sollen. Im Reisezentrum kann man ebenfalls Fahrkarten kaufen. Am Wochenende muss man hier lange Schlange stehen, da es sehr voll wird – obwohl die Besucherzahlen und dadurch auch die Einnahmen im Reisezentrum durch die zunehmenden Online-Buchungen stark sinken.

Großer Umbau geplant

„Ein großer Teil des Bahnhofs wird in einem Jahr umgebaut“, erzählt uns Herr Grass, „und es sollen wieder häufiger Nachtzüge fahren, da das immer mehr Leute wollen“. Für die Gleisputzer ist das keine gute Nachricht, dann werden wir „jede freie Minute nutzen müssen, um die Gleise sauber zu machen“, sagt Frau Großmann.
Was man auf den Lageplänen nicht sieht, sind die vielen Büros, in denen z.B. die 160 Mitarbeiter des Bahnhofsmanagements arbeiten.

Die blauen Westen

Ebenfalls für die meisten nicht sichtbar ist in der Mitte von Gleis 1, an der Südseite des Gebäudes, die Bahnhofsmission. Als wir hier eintreten, sind wir erstaunt, dass es hier einen so schönen Ort gibt: Es ist angenehm warm und die sonnengelb gestrichenen Räume wirken einladend. Während der Mittagspause ist nicht viel los, nur eine Frau wartet mit ihrem Kind an der Theke auf Mitarbeiter, die noch im Gespräch sind. „Die Bahnhofsmission hilft sehr vielen Personen“, klärt uns unser Mitschüler Gustav auf, der sich bereits einen Überblick verschafft hat. In einer Kinder-Lounge mit Kletterwand, Xbox und vielen weiteren Spielmöglichkeiten können sich Kinder beschäftigen, die das Angebot von „Kids on tour“ wahrnehmen.

Bei diesem Service der Deutsche Bahn, der in diesem Jahr bereits 15. Geburtstag feiert, begleiten Mitarbeiter der Bahnhofsmission allein reisende 6- bis 14-jährige Kinder auf Bahnfahrten zu einem Einheitspreis von 35 Euro quer durch Deutschland. 50.000 Kinder reisten zwischen 2003 und 2013 mit Kids on Tour – und es werden immer mehr: 2017 waren es allein 8.533. Bei den Fahrten fahren Kinder in kleinen Gruppen mit einem Betreuer, der sich mit ihnen unterhält oder mit ihnen spielt. Auch gibt es Lesehefte für verschiedene Altersgruppen. „Wenn die Eltern in getrennten Städten wohnen, wird das Angebot oft wahrgenommen“, erklärt Frau Rebhahn, „aber auch Kindern, die zu Verwandten in die Ferien fahren, helfen wir.“
Aber die 80 ehrenamtlichen und 5 bis 10 bezahlten Mitarbeiter bei der Bahnhofsmission haben auch anderes zu tun: Auf den Gleisen erkennt man sie an den blauen Westen mit aufgedrucktem Bahnhofsmissions-Emblems. Dort helfen sie z.B. älteren Menschen oder Menschen mit Behinderungen beim Umsteigen und begleiten auch auf Reisen. „Mein berührendster Moment war, als eine aus ihrem Heimatland geflüchtete Frau mit ihrem Baby nach Berlin fahren wollte. Als ich sie begleitet habe, hat sie sich sehr gefreut“, erzählt die Ehrenamtliche Lejla.

An Weihnachten waren sogar fast 300 Menschen beim Gottesdienst

Der Leiter der Bahnhofsmission, Diakon Carsten Baumann, berichtet, dass Obdachlose und Bedürftige bei der Bahnhofsmission Getränke und gespendete warme Klamotten bekommen können. Er erzählt uns von unangenehmen Momenten – er ist auch schon bespuckt oder angegriffen worden – aber es gibt auch viele schöne Momente. Viele Bürger helfen der Bahnhofmission: Ein Ehepaar z.B., das für ein Ticket mal viel Geld gespart hat, kaufte von dem gesparten Geld ein paar Schuhe und spendete sie der Bahnhofsmission. Auch erzählt der Diakon, dass an Ostern und Weihnachten am Querbahnsteig draußen in der Bahnhofshalle öffentliche Gottesdienste gehalten werden. „Die Atmosphäre ist sehr schön und es kommen immer mehr Besucher. Viele bleiben einfach im Vorbeilaufen stehen.“ An Weihnachten waren sogar fast 300 Menschen beim Gottesdienst. Als wir uns weiter umschauen, finden wir auch ein Zimmer mit einem Stockbett. „Leute, die am Bahnhof gestrandet sind und nachts nicht weiterkommen, bieten wir im Notfall Unterschlupf.“
Aber als wir den Bahnhof verlassen, wissen wir, dass diese ganz eigene Welt mehr zu bieten hat, als Passagiere nach Frankfurt und in andere Städte zu bringen.


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