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Können wir aus der Weltwirtschaftskrise 1929 lernen?

Text:
Olga Galicka
Fotos:
Lorenzo Prieto
Roswitha Winter-Stein
Letzte Änderung:
22.03.2009
Verantwortliche/r:
Roswitha Winter-Stein

Können wir aus der Weltwirtschaftskrise 1929 lernen?

Dr. Werner Plumpe, Professor für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Universität Frankfurt und Vorsitzender des Verbandes der Historiker und Historikerinnen Deutschlands, hielt am 20. März in der Aula einen Vortrag über die Weltwirtschaftskrise 1929 und die gegenwärtige.
Dr. Plumpe erzählt zu Anfang, wie viel Wert die Politiker darauf legten, die Fehler von gestern nicht noch einmal zu wiederholen. Das Gestern ist genau achtzig Jahre her, und heißt Weltwirtschaftskrise 1929. Keiner der heutigen Politiker hat die Krise miterlebt, doch will jeder aus den Fehlern von damals gelernt haben. Vor allem will Deutschland gelernt haben. Man erinnere sich nämlich an die Weimarer Republik unter Heinrich Brüning und seine Deflationspolitik. Der Versuch die Währung zu stärken, der rapiden Sozialabbau als Folge hatte. Sowie die Radikalisierung der Politik und Handeln durch Notverordnungen, die letztendlich den Aufstieg des Nationalsozialismus begünstigten. Vieles hatte man damals falsch gemacht, und das möchte man heute verhindern. Doch kann man die beiden Krisen überhaupt miteinander vergleichen? Nach Dr. Plumpes Ansicht kann man das auf gar keinen Fall. Und um dies zu erklären, nahm er uns auf eine Reise vom Ende des 19. Jahrhunderts bis heute.

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Dr. Plumpe beginnt mit einem Brief Karl Marx an Friedrich Engels. Dieser amüsiert sich in einer Deutsch-Englischen-Mischung zutiefst über die Wirtschaftskrise 1856 und sieht das Ende des Kapitalismus nahen. Dr. Plumpe erklärt uns, dass Marx Meister des Denglisch war und wenn man dieses erlernen möchte, so sollte man sich an Marx Beispiel nehmen. Doch Denglisch hin oder her, Marx Hoffnung wurde nicht erfüllt und die Wirtschaft erholte sich nach einiger Zeit von der Krise. Man stellte eine Theorie darüber auf, dass die Wirtschaft etwa alle zehn Jahre eine Krise erleben kann, doch diese reinige nur den Markt. Die Stärksten und Fähigsten überleben, vom Rest wird der Markt befreit und dann geht es wieder aufwärts. Bei dieser Theorie beließ man es bis 1931 als klar wurde, dass es mit der Krise diesmal nicht so einfach aufwärtsgehen wird. Darauf folgten der Weg zum Keynesianismus und später Neoliberalismus und Monetarismus.
Dr. Plumpe erklärt, dass man die Krise heute nicht an äußerlichen Faktoren festmachen kann. „Das Glücksgefühl wird nicht um 10% gesteigert, nur, weil die Wirtschaft dieses Jahr besser läuft als letztes“, sagte Dr. Plumpe, um dies zu veranschaulichen.

Deswegen könnte man zurzeit nicht erkennen, dass wir uns in einer Wirtschaftskrise befinden. Menschen gehen immer noch einkaufen, besuchen Theater und Kinos. Im Jahre 1929 sah das allerdings anders aus. Dr. Plumpe zeigt Fotos von Menschen, die verzweifelt nach Arbeit suchen und ums Überleben kämpfen. Ein Mann steht auf einer Straße, um seine Brust hängt ein Schild: „Suche Arbeit jeder Art“. Die Welt – gebannt zwischen Erniedrigung und Inszenierung.
Dr. Plumpe erzählt von so genannten „Bankfeiertagen“. Es hätte während der Wirtschaftskrise eine Euphorie gegeben, man wollte das Geld in Sicherheit bringen und vom Konto abbuchen. In Frankfurt soll es unüberschaubar lange Schlangen vor den Banken gegeben haben. Man war gezwungen die Banken für einige Tage zu schließen, denn hätte jeder das Geld abgebucht, hätte das zum Zusammenbruch der Banken geführt.
Unsere jetzige Situation bewertet Dr. Plumpe durchaus zuversichtlich, wenn es jetzt auch noch zu früh sei, um ein Urteil abzugeben. Man müsste erst einmal schauen, wie sich die Situation weiterentwickelt.

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Trotzdem stehe fest, dass wir eine ganz andere Ausgangssituation haben als in 1929 und die Wirtschaftstheorien von heute auf einem viel höherem Stand sind. Nur nicht so zu handeln wie vor achtzig Jahren sei nicht genug. Jede Situation ist, nach Dr. Plumpe, anders und braucht eine besondere Behandlung.

Vielen Dank an Silke Obermöller, die den Kontakt zu Prof.Werner Plumpe hergestellt hat. Dank auch an Uwe Paulsen, der die Veranstaltung für die Schüler der Stufe 12 organisiert hat.

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